Vor Schmerz drohte mein Kreuz zu brechen

Und wieder einmal hatte ich mich halb tot gearbeitet. Grenzen einzuhalten fiel mir bis vor wenigen Jahren sehr schwer; denn meine Arbeit, mein Beruf erfüllen mein Leben und sind mein großes Glück. Jedes Zuviel bringt selbst dann das Fass zum Überlaufen. Wohl wissend, dass ein Zuviel den Menschen hart und grob werden lässt, den sanften Hauch der Seele zerstört, hörte ich dem Körper wieder einmal nicht zu.

Mein Rückenschmerz quälte mich am Tag und in der Nacht im Besonderen. Mein Kreuz drohte zu brechen. Lange, ausgedehnte Schlaf- und Ruhepausen brachten nicht den erhofften Erfolg. Physikalische Maßnahmen erreichten die Tiefe des Schmerzes nicht. Äußerst beschwerlich konnte ich meine alltäglichen Aufgaben erledigen. Ich wusste, dass Gott etwas mit mir vor hatte . Aber wann und wie würde er sich mir wohl zeigen?

Mehrere Wochen sollte der Schmerz in meine Tiefen bohren müssen, um dort anzukommen, wo Gott mich ereichen würde.

Dies war die Nacht der Nächte, an einem 17. September:

Die Stimme meines verstorbenen Bruders überflog mein Bett und „lehnte“ sich links von mir an die Wand. Sie sprach klar und unmissverständlich zu mir: „Schwester, verzeihe Deiner Mutter wie Jesus am Kreuz!“

Mein Bruder spricht viele Male zu mir, und er sagt mir aus dem Jenseits, wie das LEBEN geht.

Ich schrieb die Worte in mein Traumbuch, ohne sie verstanden zu haben. Tagelang arbeitete die Ansage in meinen Gedanken hin und her und hin und her:  “ … wie Jesus am Kreuz?“ Und urplötzlich schrie es freudig aus mir heraus: „Ich hab`s!“  Mein Geist ist, schmerzgeprägt, zu weit von der lösungsorientierten Antwort entfernt gewesen: „Jesus starb am Kreuz, und ehe er seine Augen für immer schloss, rief er laut: „Vater, verzeihe Du ihnen; denn sie wissen nicht was sie tun!“

Mein Widerwille, dem Menschen zu vergeben, der mich zutiefst verletzt hatte, war durch den bohrenden Schmerz gebrochen worden. Ich konnte meiner Mutter allerdings noch nicht aus tiefem Herzen, ehrlich und wahrhaftig, vergeben, dies wusste mein Bruder. Es fiel mir jedoch leicht, Gott damit zu beauftragen, ihr zu vergeben. „Vater, verzeihe Du ihr, ich kann es noch nicht!“

Meine Wut, ausgelöst durch einen überhöhten Anspruch an mich, den ich als destruktives Muster übernommen hatte, hatte mich böse werden lassen. Es war an der Zeit, Zerstörerisches in Liebe zu verwandeln.

Menschen machen Fehler, und es bedarf der inneren Größe eines Menschen, sich über die Verletzungen hinaus in das Verstehen hinein zu entwickeln.

Innerhalb von 3 Tagen lösten sich die Rückenschmerzen vollkommen auf. Sie waren wie durch einen guten Geist „vom Winde verweht“.